Offizielles Regelwerk
Roundnet zeichnet sich gegenüber anderen Sportarten dadurch aus, dass die Regeln extrem überschaubar und leicht zu erlernen sind. Schon nach wenigen Minuten Einlesezeit kann das Spielen gestartet werden. Wer die Sportart also mal ausprobieren möchte, muss sich nicht erst lange mit dem Regelwerk auseinandersetzen. Auf dieser Seite findest Du sowohl die wichtigsten Grundregeln, als auch die detaillierten, offiziellen Turnierregeln. Für die Regel-Nerds und Profis, gibt es das gesamte offizielle Turnier-Regelwerk auf Deutsch zum Download.
*UPDATE Juni 2024*: Übernahme der Regeländerungen der International Roundnet Federation (IRF)
Die wichtigste Regel: Fair Play! Da es keine Schiedsrichter*innen mit weitreichenden Eingriffsrechten wie in anderen Sportarten (sondern wenn überhaupt nur „Observer“, siehe unten) gibt, steht die Ehrlichkeit beim Roundnet immer im Vordergrund! Gebt also einen Fehler zu, auch wenn ihn das gegnerische Team vielleicht nicht gesehen hat und wiederholt Ballwechsel, wenn sich nicht alle einig sind. Ein paar Punkte auf dem Karma-Konto haben noch niemandem geschadet!
Begriffserklärungen
Wie in jeder Sportart gibt es auch beim Roundnet eine Begriffe, die typisch und vielleicht nicht von Anfang an verständlich sind. Deswegen haben wir dir hier die wichtigsten Bezeichnungen aufgeführt:
Break: Das aufschlagende Team erzielt in dem Ballwechsel einen Punkt.
Cut Serve: Ein angeschnittener Aufschlag, der sich nach der Netzberührung nach außen von der annehmenden Person wegdreht.
Doppelfehler: Zwei Aufschlagfehler in Folge, die einen Punktverlust nach sich ziehen.
Drop Shot: Ein Aufschlag oder Angriffsschlag, der nur leicht ins Netz gespielt wird und somit kurz hinter dem Set auf dem Boden aufkommt.
Hard-Cap: Das Punktelimit, bei dem ein Satz spätestens beendet wird. Normalerweise erfolgt der Sieg bei einem Vorsprung von zwei Punkten, ist das „Hard-Cap“ aber erreicht, endet der Satz auch mit einem Punkt Vorsprung. Beispiel: Es wurde eine Satzlänge von 15 Punkten mit Hard-Cap 21 vereinbart. Die Begegnung geht beim Stand von 15-15 „in die Verlängerung“, beim Stand von 20-20 entscheidet aber der nächste Punkt über den Sieg.
Hinder: Ein*e Spieler*in steht dem gegnerischen Team im Weg und behindert somit dessen Spielzug. Wird von der behinderten Person angesagt und führt in den meisten Fällen zu einer Wiederholung des Ballwechsels, manchmal aber auch zum direkten Punktgewinn. Mehr Details in den ausführlichen Regeln.
Lobster Trap: Der Ball wird fehlerhaft unter das Netz geschlagen und bleibt dort „gefangen“.
Netz: Das gespannte Netz über den Rahmen. Manchmal auch äquvalent für „Set“ benutzt.
Observer: Ein*e Spielbeobachter*in , der*die aber nur in gewissen Spielsituationen eingreifen darf. Typischerweise wird ohne Observer gespielt, jedoch kann ein Team den Einsatz einfordern, falls es vermehrt zu Meinungsverschiedenheiten während eines Spiels kommt. Es können bis zu drei Observer für ein Spiel zuständig sein (alle Observer-Regeln gibt es hier).
Pocket: Der Teil des Netzes direkt neben dem Rand. Wird der Ball auf dieses Teil des Netzes gespielt, kommt es häufig zu einer Richtungsänderung. Beim Aufschlag ist dies nicht erlaubt, innerhalb eines Ballwechsels aber schon. Mehr Details in den ausführlichen Regeln.
Reverse Cut Serve: Ein angeschnittener Aufschlag, der sich nach der Netzberührung nach innen von der annehmenden Person wegdreht.
Rim/Rand: Der runde Rahmen des Roundnet-Sets. Der Ausruf „Rand/Rim“ wird dann getätigt, wenn der Ball regelwidrig den Rand berührt hat.
Roll-Up: Der Ball wird so ins Netz geschlagen, dass er leicht über das Netz rollt, dann gegen den Rand trifft und hoch aus dem Netz katapultiert wird. Mehr Details in den ausführlichen Regeln.
Set: Das Spielgerät an sich – Beine, Rand und Netz.
Side-Out: Das annehmende Team erzielt im Ballwechsel einen Punkt.
Tweener: Der Angriffsschlag wird durch die eigenen Beine auf das Netz gebracht.
Die Grundregeln
Die Regeln von Roundnet sind sehr überschaubar und leicht zu verstehen. Eine der wichtigsten Regeln: habt Spaß beim Spielen!
Vor dem Spielbeginn
Der Ball sollte auf einen Umfang zwischen 29 bis 31 Zentimetern aufgepumpt werden. Der PSI-Wert sollte zwischen 0,3 und 0,5 liegen. Spielt nicht mit einem platten Ball, aber füllt Ihn auch auf keinen Fall bis kurz vor dem Platzen mit Luft. Das schadet nicht nur dem Material, sondern auch Eurem Ballgefühl.
Die Spannung des Netzes sollte überall gleichmäßig sein. Lasst Ihr den Ball aus 1,5m Höhe fallen und er springt wieder 50cm hoch, habt Ihr eine gute Spannung gefunden.
Das Netz wird auf einen ebenen Boden gestellt. Gepielt werden kann auf jedem Untergrund, den ihr möchtet. Turniere werden normalerweise auf (Kunst-) Rasen oder in der Halle gespielt.
Es wird eine No Hit Zone mit einem Radius von 91,4cm zum Mittelpunkt des Sets markiert, in welche der/die angreifende Person nicht während des letzten Ballkontakts des Ballwechsels treten darf.
Die vier Spieler*innen stehen beim Aufschlag jeweils im 90 Grad-Winkel um das Netz herum. Jede*r Spieler*in steht somit einem*r Spieler*in aus dem gegnerischen Team gegenüber. Jede*r Spieler*in, mit Ausnahme der annehmenden Person, muss beim Aufschlag mindestens 2,13m von der Netzkante entfernt sein.
Aufschlag
- Alle Spieler*innen – bis auf die annehmende Person – müssen beim Aufschlag 2,13 Meter von der Netzkante entfernt sein. Der annehmenden Person ist es freigestellt, wo sie sich platziert. Sie muss sich nicht direkt gegenüber der/dem Aufschläger*in positionieren.
- Der/Die Aufschläger*in…
- …muss vor dem Aufschlag den aktuellen Spielstand ansagen.
- …darf mit keinem Kontaktpunkt mit dem Boden näher als 2,13m an das den Rand des Sets heran.
- …muss nach dem Aufschlag Körperkontrolle erlangen, bevor er*sie in den Aufschlagkreis tritt.
- …muss den Ball mindestens 10cm hochwerfen bzw. ihn 10cm von der Abwurfhand entfernen.
- …darf während dem Aufschlag einen Schritt machen. Ein Fuß muss aber dauerhaft Kontakt mit dem Boden haben (Rotation um einen fixen Punkt ist erlaubt). Sobald der Schritt gegangen wurde, dürfen beide Füße den Boden nicht mehr verlassen. Erst bei Netzberührung des Balles, dürfen die Füße wieder bewegt werden.
- …darf den Ball mit jedem beliebigen Körperteil schlagen oder schießen. Werfen ist nicht erlaubt.
- …darf den Aufschlag mit beliebiger Kraft ausführen – kurze Aufschläge sind erlaubt.
- …darf den Ball „anschneiden“, wodurch sich die Flugbahn beim Auftreffen auf dem Netz verändert (sog. „Cut Serve“).
- …darf Täuschungen durchführen, hat aber nur maximal fünf Sekunden Zeit den Aufschlag auszuführen. Sobald der Ball einmal angeworfen wurde, darf der nicht wieder gefangen werden.
- Ein Aufschlag ist ungültig, wenn…
- der/die Aufschläger*in eine der oben beschriebenen Regeln missachtet.
- der Ball auf dem Weg zwischen Netzkontakt und dem/der Annehmenden mit vollem Umfang über der Schulter des/der Annehmenden im athletischen Stand ist.
- der Ball direkt den Rand berührt.
- der Ball in eine seitliche Pocket fliegt und dadurch die Flugbahn in die entgegengesetzte Richtung verändert.
- Ein Aufschlag ist gültig, wenn…
- …die oben genannten Regeln beachtet werden.
- …der Ball in die nahe Pocket (von der aufschlagenden Person aus vorne) fliegt und dadurch keine seitliche Flugbahnänderung erfährt, sondern lediglich sehr flach aus dem Netz springt.
Nach einem ersten Fehlversuche, erhält der/die Aufschläger*in einen zweiten Aufschlag. Gelingt auch dieser nicht, erhält das annehmende Team einen Punkt („Doppelfehler“).
Wenn die aufschlagende Person einen Aufschlagfehler begeht, hat jede Person des annehmenden Teams bis zum eigenen zweiten Ballkontakt, zum Wechsel des Ballbesitzes oder bis unmittelbar nachdem der Ball “tot” ist (d. h. innerhalb von ca. 3 Sekunden), „Fehler“ zu callen. Der aufschlagenden Person wird dann ein zweiter Aufschlag zugesprochen. Wird ein zweiter „Fehler“ gecallt, erhält das annehmende Team einen Punkt. Wenn zunächst ein Aufschlagfehler des aufschlagenden Teams und dann ein Regelverstoß des annehmenden Teams auftritt, bevor der Ball zum zweiten Mal geschlagen wird oder es einen Ballbesitzwechsel gibt, hat der Aufschlagfehler des aufschlagenden Teams Vorrang vor dem Regelverstoß des annehmenden Teams.
Die Aufschlagreihenfolge lässt sich wie folgt nachvollziehen: Durch Stein-Schere-Papier oder einen Münzwurf wird entschieden, welches Team aussuchen darf, ob es aufschlagen oder annehmen möchte. Danach positioniert sich zunächst das annehmende Team (Team B) und dann das aufschlagende Team (Team A), bei dem der/die rechts positionierte/r Spieler*in zuerst aufschlägt. Erzielt Team A den Punkt, wechseln die Teampartner*innen die Position, und derselbe/dieselbe Spieler*in hat erneut Aufschlag (dementsprechend auf den/die andere/n Gegner*in von Team B). Diese/r behält die Angabe bis sein/ihr Team einen Punkt verliert. Macht Team B seinen ersten Punkt, hat der/die linke Spieler*in von Team B Aufschlag. So wird gewährleistet, dass bei einem geraden Punktestand des Teams immer der/die rechte Spieler*in aufschlägt. Bei einem ungeraden Punktestand des Teams immer der/die linke Spieler*in.
Um Wind- oder Sonneneinflüssen auszugleichen, können sich die Teams darauf einigen, alle fünf gespielten Punkte die Positionen um 90 Grad gegen den Uhrzeigersinn zu rotieren.
Zählweise
Die Vergabe vom Punkten erfolgt nach dem Rally-Point-System: Jedes Team kann punkten, egal, ob es Aufschlag hatte oder nicht.
Ein Satz wird überlicherweise bis 11, 15 oder 21 Punkte gespielt, wobei ein Vorsprung von zwei Punkten notwendig ist. Es besteht die Möglichkeit ein sogenanntes „Hard-Cap“ festzulegen, bei dem der Satz auch schon mt einem Punkt Vorsprung endet. Beispiel: Es wurde eine Satzlänge von 15 Punkten mit Hard-Cap 21 vereinbart. Die Begegnung geht beim Stand von 15-15 „in die Verlängerug“, beim Stand von 20-20 entscheidet aber der nächste Punkt über den Sieg.
Auf Turnieren legt die Turnierleitung zu Beginn die Rahmenbedingungen fest. Die beinhaltet auch die Anzahl der Gewinnsätze, die für den Sieg erforderlich sind.
Punktvergabe
Der Ballwechsel endet und das gegnerische Team bekommt einen Punkt, wenn…
- …der Ball den Boden berührt oder anderweitig nicht mit drei Ballkontakten ins Netz zurückgespielt werden kann.
- …der Ball direkt auf den Rand geschlagen wird.
- …der Ball aus dem Netz hochspringt und erneut auf das Netz oder den Rand fällt.
- …der Ball deutlich sichtbar über das Netz rollt, auch wenn es dadurch nur eine Netzberührung ist.
- …ein/e Spieler*in mit irgendeinem Körperteil einen Teil des Sets berührt – egal ob es sich um das Team im Ballbesitz oder die Verteidigung handelt.
- …der Ball von einem/r Spieler*in mehrfach hintereinander berührt wird.
- Ausnahme 1: Beim ersten Ballkontakt, nachdem der Ball aus den Netz gesprungen ist (Annahme), darf der Ball nacheinander verschiedene Körperteile berühren, vorausgesetzt, dass die Kontakte während einer Aktion stattfinden und es eine flüssige Bewegung ist – hier ein Beispiel.
- Ausnahme 2: Nach einem Block darf der Ball ein weiteres Mal von den blockenden Person geschlagen werden, diese Berührung zählt als zweite Berührung.
- …der Ball mit zwei Körperteilen gleichzeitig berührt wird (vgl. beidhändige Volleyball-Annnahme)
- Ausnahme: Beim ersten Ballkontakt, nachdem der Ball aus dem Netz gesprungen ist.
- …der Ball nicht geschlagen, sondern gefangen, geführt oder geworfen wird. Ein Schlag bedeutet, dass der Ball direkt vom Berührungspunkt auf dem Körper zurückprallt.
- Ausnahme: Beim ersten Kontakt jedes Ballbesitzes darf der Ball geführt werden.
- …mit dem Angriffsschlag der/die eigene Teampartner*in getroffen wird.
- …die Person mit dem letzten Ballkontakt eines Ballbesitzes auf oder innerhalb der No Hit Zone Kontakt mit dem Boden oder einer Person hat.
Folgende Aktionen führen dagegen immer wieder zu Diskussionen, aber sind ausdrücklich erlaubt.
Es handelt sich um eine legale Aktion, wenn…
- …der Ball direkt mit der ersten Berührung auf das Netz zurück gespielt wird. Meistens geschieht es in Form eines Blocks, aber auch der Aufschlag kann direkt returniert werden.
- …der Ball während dem Ballwechsel in einer Pocket landet und dadurch eine ungewöhnliche Richtungsänderung erfährt ohne, dass der Rand berührt wird.
- …der Ball auf dem Netz landet, von dort gegen den Rand und vom Netz rollt (sog. „Roll-Up„).
Können sich die beiden Teams nicht auf die Legalität einer Aktion einigen, wird der Punkt im Sinne es Fairplays wiederholt.
Verstöße („Hinder“)
Bei allem Ehrgeiz steht die Gesundheit der Spieler*innen immer an erster Stelle! Deswegen muss das verteidigende Team alle Anstrengungen unternehmen, das Spiel des angreifenden Teams nicht zu behindern.
- Ein Behinderung („Hinder“) findet statt, wenn…
- …der Zugang zum Ball (inklusive Laufwege und Schlagbewegungen) für das andere Team behindert wird
- …der Ball während einem offensiven Ballwechsel durch das defensive Team berührt wird.
Der*die Spieler*in, der*die eine mögliche Behinderung erfährt, hat die Wahl das Spiel fortzusetzen oder abzubrechen. Möchte der*die Spieler*in die Behinderung anzeigen, sollte die Partie sofort mit dem Ausruf „Hinder“ unterbrochen werden.
- Ein Hinder zieht eine Wiederholung des Punkts nach sich, wenn…
- …der*die verteidigende Spieler*in jede Anstrengung unternommen hat, die Störung zu vermeiden und der*die offensive Spieler*in eine gute Ballberührung gehabt hätte.
- Ein Hinder zieht einen direkten Punktgewinn für das behinderte Team nach sich, wenn…
- …das gegnerische Team nicht jede Anstregung unternommen hat, die Störung zu vermeiden und der*die offensive Spieler*in eine gute Ballberührung gehabt hätte.
- …ein Blockversuch (Fuß, Hand, Knie etc.) innerhalb des imaginären Zylinders über dem Set durchgeführt wird, wenn der*die Angreifende sich in Armreichweite zum Set befindet.
Observer
Beim Roundnet steht das Fairplay im Vordergrund – Schiedsrichter*innen im gewöhnlichen Sinne gibt es nicht und auch Observer kommen bislang nur in Ausnahmefällen oder manchen Finalspielen zum Einsatz.
Die Aufgabe der Observer besteht darin die Partien für die Spieler*innen zu erleichtern, indem Streitigkeiten geschlichtet werden, auf die Einhaltung von Regeln geachtet und der Sportsgeist gefördert wird. Dabei dürfen die Observer nur in einigen Situationen aktiv ins Spielgeschehen eingreifen. Die Verantwortung für ein faires Spiel und Sportsgeist liegt bei den Spieler*innen, indem die Entscheidungen weiterhin untereinander diskutiert werden. Nur in strittigen Situationen sollen die Observer befragt werden, um eine Entscheidung herbeizuführen.
Je nach verfügbaren Personen, können bis zu vier Observer herangezogen werden – beide Teams müssen den ausgewählten Personen zustimmen.
- Die Observer dürfen aktiv eingreifen („active call“) bei…
- …einem Fußfehler beim Aufschlag.
- …einem Überschreiten der 2,13m-Aufschlaglinie.
- …einem illegalen Anwurf des Aufschlags.
- …einem No Hit Zone Verstoß
- …einer Setberührung
- …einem illegalen Ballkontakt – Führen, Fangen, Doppelkontakt etc.
- …einer falschen Aufschlagrotation oder -reihenfolge
- …einer falschen Spielstandsansage
- …einem Zeitverstoß
- …einem Fehlverhalten der Spielenden
Weitere offizielle Observer-Richtlinien könnt ihr in den Observer-Guidelines nachlesen.