Diskriminierung im Roundnet – Ergebnisse Fragebogen

Im Frühjahr diesen Jahres haben wir in den deutschen Communities eine Umfrage zur Diskriminierung im Roundnet veröffentlicht. Bis heute konnten wir über 140 Antworten generieren. Aus den Ergebnissen lassen sich 3 grundlegende Erkenntnisse formulieren, welche im Folgenden kurz erläutert werden.

  1. Der häufigste Grund für Diskriminierung im Roundnet ist ein unterschiedliches Leistungsniveau und damit einhergehende Ausgrenzung. Dies geschieht am häufigsten im Rahmen des Trainings.

Dies ist tatsächlich keine neue Erkenntnis und vermutlich jede/r hat bereits Situationen erlebt, in denen eine solche Ausgrenzung stattfindet. Der Wunsch nach Trainings- und Spielerfahrungen auf einem homogenen Niveau sind dabei absolut verständlich, jedoch liegt es an jeder einzelnen Person, den Blick immer auch auf die gesamte Gruppe zu richten. Das genannte “Problem” der Diskriminerung entsteht auf einer individuellen Ebene, es lässt sich jedoch auch genauso einfach dort auch schon lösen. Wir als Referat und auch der Verband können dahingehend lediglich moralisch an jede/n einzelne/n appellieren, immer zu versuchen, mit weitem Blick und mit möglichst viel Empathie und Verständnis in die Communities zu schauen. Wir alle haben einmal angefangen und jede Person hat unterschiedliche Stärken und Schwächen. Es liegt an uns, diese bestmöglich zu fördern und weiterhin dafür zu sorgen, dass die Community das Herzstück der Sportart bleibt.

  1. Im Roundnet erfahren Frauen häufiger Diskriminierungserfahrungen als Männer.

Durch den Fragebogen wird deutlich, dass Frauen im Roundnet benachteiligt werden. Die Geschlechtsidentität ist der zweithäufigste Grund einer Diskriminierungserfahrung. So finden beispielsweise deutlich mehr Männer- als Frauenturniere statt und wenn Frauenturniere stattfinden, dann zu ungünstigeren Zeiten. Um diesen und weiteren Problemen entgegenzuwirken, arbeitet das Referat Diversität & Inklusion bereits an einem Diversitätskonzept, welches in der letzten Jahreshauptversammlung offiziell in die Satzung aufgenommen wurde. Bis dahin und darüber hinaus ist jeder weitere Hinweis und jeder konstruktiver Vorschlag weiterhin erwünscht. Das Referat und der Vorstand halten bereits jetzt immer ein Auge auf die aktuellen Gegebenheiten und versuchen stetig, den Frauen im Roundnet mehr Bildfläche zu geben und diesen zu fördern.

  1. Roundnet ist aktuell keine sozial breitgefächerte Sportart. Die Roundnet Communities in Deutschland sind sehr homogen und bilden vornehmlich nicht körperlich oder geistig eingeschränkte, weiße, studierte Männer ab. 

Auch im Fragebogen bestätigt sich das alte Bild: 75 % der Roundnet spielenden Menschen sind weiße Männer. Lediglich 5 % fühlen sich der BIPoC Community zugehörig. Knapp 1 % bezeichnen sich als nicht binär, ebenfalls 1 % der Menschen gaben an, eine Behinderung zu haben. Der Fragebogen macht dahingehend auf einen weiteren Aspekt aufmerksam:

Roundnet ist aktuell eine Sportart, die hauptsächlich von Studierenden ausgeübt wird. Dies ergibt sich allein schon dadurch, dass die meisten Communities ihren Weg über den Hochschulsport der Universität starteten, wenn nicht sogar noch vollständig über diesen organisiert sind. Wer nicht selbst studiert, findet den Weg in diese Gruppen meist nur erschwert. Um nun zusätzlich noch regelmäßig zu den inzwischen deutschlandweit verteilten Turnieren zu fahren, die mittlerweile fast jedes Wochenende stattfinden, muss eine weitere große Menge Geld investiert werden. Ein kurzes Rechenbeispiel zum vergangenen Masters Turnier in Hamburg dieses Jahr:

Anfahrt (voll besetztes Auto, Hin- und Rückfahrt):                    30 – 60 €
Unterkunft (für 2 Tage, wird im besten Falle gestellt, ansonsten Hostel o. Ä.):    0 – 50 €
Anmeldegebühr Turnier (in diesem Falle für Masters Hamburg):            27,50 €
Verpflegung (für 2 Tage, inklusive Restaurant/Bar am Abend):            20 – 40 €

Diese Werte können natürlich variieren und fallen gewiss mal höher oder niedriger aus. Es lässt sich jedoch erkennen, dass ein Turnierwochenende gut und gerne mal 100 Euro an Kosten mit sich bringt. Da die meisten Turniere zudem wichtig für das Ranking bzw. die Punkte sind, werden besonders motivierte Spieler:innen deutlich mehr investieren müssen.

Es lässt sich festhalten, dass es für Menschen aus sozial schwächeren Verhältnissen nahezu unmöglich ist, am geregelten Trainings- und Turnierplan im Roundnet in Deutschland teilzunehmen. Obwohl der Community Gedanke immer wieder betont und als das wichtigste Merkmal der Sportart herausgestellt wird, wird bestimmten Menschen der Zugang zu dieser schlicht versperrt, bzw. zumindest erschwert, da Roundnet sich im Grunde als sehr teure Sportart ergibt. 

Die Lücke innerhalb der sozialen Schichten lässt sich nicht von heute auf morgen schließen. Dafür bedarf es langfristiger Maßnahmen, die sich vor allem in niedrigeren Turniergebühren und der Förderung von Vereinsbildung, vor allem abseits des Hochschulsports, widerspiegeln. Der Verband befindet sich hier in einem stetigen Austausch mit den Referaten. Einige konkrete Ideen zur unmittelbaren finanziellen Unterstützung wurden dabei vom Referat Diversität & Inklusion erarbeitet und werden in einer der nächsten Vorstandssitzungen besprochen.

Uns ist bewusst, dass ein großes Problem darin besteht, dass Menschen aus finanziell schwächeren Verhältnissen oftmals gar nicht auf der Bildfläche erkennbar sind, da ausreichend Geld die Voraussetzung für nahezu jegliche soziale Teilhabe darstellt. Daher fehlt diesen Menschen jedoch gleichzeitig die Möglichkeit, überhaupt zu kommen und der gewünschte Austausch findet gar nicht erst statt.

Aktuell ist die Roundnet Community noch vergleichsweise klein und begrenzt. Wir möchten jedoch bereits jetzt präventiv darauf hinarbeiten, eine mögliche Teilnahme am Roundnet und den dazugehörigen Facetten möglichst allen Menschen möglich zu machen, unabhängig vom Einkommen oder sozialer Herkunft.

Auch hier sind wir jeglichen Austausch, Anregungen und Ideen immer sehr dankbar. Ihr erreicht uns unter diversity@roundnetgermany.de

Euer Referat Diversität & Inklusion

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